„Wir kämpfen um den Erfolg, aber nicht gegeneinander“
„Wir kämpfen um den Erfolg, aber nicht gegeneinander“
Beim Tauerncup in Mauterndorf Mitte August ging es um sportliche Höchstleistungen, Schönheit und Freundschaft im Segelflugsport.
In der Woche vom 7. bis zum 13. August wurde am Flugplatz Mauterndorf um die Wette geflogen. An wetterbedingt drei Flugtagen wurden in zwei Wettbewerbsklassen jeweils Aufgaben bis 400km im reinen Segelflug bewältigt. Der Schnellste Teilnehmer bewältigte die Strecke in rund dreieinhalb Stunden, bei einer Schnittgeschwindigkeit von 112 km/h. Dabei ging es von Mauterndorf über den Alpenhauptkamm bis nach Seeberg im Nordosten der Steiermark und Saalfelden in Tirol. Die 39 Pilotinnen und Piloten aus drei Nationen legten zusammen fast 30.000 Kilometer zurück.
An Wertungstag 1 ging es für die 13 Teilnehmer der 115er Klasse zunächst Richtung Osten nach Kalwang im Liesingtal, dann zum Haseloch Rieingtal und schliesslich zur Turracher Höhe. Für den AAT mit 270km mittlere Distanz waren 2:30h vorgegeben. Markus Gutmann schaffte in seiner ASW 20 mit einem Schnitt von 80km/h den Tagessieg. Er war rund 12km/h schneller als der Zweitplatziere Daniel Obermaier in der SF-27. Die Thermik war insbesondere für August als sehr gut zu bezeichnen, eine labile Schichtung sorge für zuverlässige Ablösungen, auch wenn der Nordwind teilweise für Leebedingungen und wolkenlose Abschnitte, vor allem am Rückweg sorgte. Die Sport Klasse gewann der Vorarlberger Sven Kolb, der den Racingtask über 250 KM Präbichl- Hohe Pressing (Gurktaler) mit einem Schnitt von 95 Km/h für sich entschied.
Tag 2 versprach noch bessere Bedingungen durch ausgeprägte, schön gezeichnete Cumuli, die sich allerdings oft als Rosstäuscher heurausstellten. Wiederum sorgte der Nord-, teilweise aber auch Ostwind für Leefelder. Während sich der Großteil des Feldes im Zackenflug vorwärts bewegen musste, gelang es Friedrich Hofinger in der Sportklasse eine Linie zu finden, die ihm über den 350 Kilometer langen Rennkurs nach Aflenz und Gastein einen Schnitt von 116km/h einbrachte. Der Außeridrische im Discus 2ct 18M berichtete am Boden gelandet, begeistert vom „besten Tag des Jahres“. Der Deutsche Markus Gutmann entschied in der 116er auch den zweiten AAT für sich. 106 km/h Schnitt bei 312 Kilometer mittlere Distanz und 3 Stunden Taskzeit.
Tag 3 brachte mehr vom selben Wetter – Nordwind, knackige Thermik, viele Wassersäcke, Cirren, Abschattungen und ausgeprägte Leesituationen, die dazu führten, dass auch ein Flug in 3000m Höhe schnell in einer ungeplanten Landung endete. Markus Guttmann reichte an diesem Tag ein 6. Platz zum Gesamtsieg in der 116er, Tagessieger wurde Andreas Oberluggauer vom ISV in seiner LS1f. Friedrich Hofinger entschied auch diesen schwierigen Tag für sich. Der 63-jährige Steyrer gewann die 400 KM lange Strecke mit einem Schnitt von 112 km/h – knapp 10 km/h schneller als der Zweitplatzierte. Immerhin hatte er die Gnade, diesen Tag nicht als den besten des Jahres zu bezeichnen.
Der Tauerncup soll aber laut Wettbewerbsleiter Peter Di Bora vor allem dem Erfahrungsaustausch und dem freundschaftlichen Zusammensein der Segelflieger dienen. „Wir sind leider eine schrumpfende Community, da ist es um so wichtiger gemeinsam Netzwerke zu gründen und zu pflegen.“ Er und sein Team legen dabei besonderen Wert auf die Einbindung junger Nachwuchspilotinnen und Piloten. „Wir wollen mit dem Wettbewerb Menschen zum Streckenflug motivieren und ein Vorbild für sie zu sein.“ Daher gab es neben der großen auch eine kleine Wettbewerbsklasse, die sich speziell an Jungpiloten richtete. Vorträge über Meteorologie, Taktik und Sicherheit begleiten den gesamten Tauerncup.
Für Rositsa Ivanova ist es die Mischung aus Können und Erfahrung, welche den Bewerb so spannend macht. „Du lernst über deine Komfortgrenze zu gehen und merkst, es sind plötzlich Dinge möglich, die du dir nicht zugetraut hast. Wie zum Beispiel über den Alpenhauptkamm zu fliegen.“ Für die 29-Jährige spielt Konkurrenzdenken dabei keine Rolle: „Wir kämpfen um den Erfolg, aber nicht gegeneinander.“
Es ist die Gemeinschaft in der Luft und am Boden, welche den Bewerb für Alle zu etwas Besonderem macht, bestätigt auch der Gewinner der großen Klasse Friedrich Hofinger. „Es ist ein gesellschaftliches Ereignis unter Freunden und Gleichgesinnten, eine Mischung aus Urlaub und Fliegen und der Spaß steht an erster Stelle“. Überhaupt könne der Wettbewerb nur wegen des Engagements dutzender freiwilliger Helferinnen und Helfer stattfinden, erklärt Peter Di Bora. „Die vielen Start- und Landehelfer, das 10-köpfige Leitungsteam, dem Aeroclub Salzburg Sektion Segelflug als Organisator, sowie die Schlepppiloten- und Maschinen der Flugplätze Lanzen-Turnau, Niederöblarn, Feldkirchen, Zell am See und Zeltweg zeigt den Zusammenhalt der Community.“
Der nächste Tauerncup wird voraussichtlich 2024 stattfinden. Neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind herzlich Willkommen.
Autor: Philipp Wittwer
Fotos: Ulrich Di Bora